Handeln an die Situation anpassen

3. April 2020 | Gesundheit und Sport, JUSOS

Meiner Meinung nach sind die jetzigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des SARS-CoV-2 Virus der Situation entsprechend angemessen. Für mich ist es wichtig, die Maßnahmen im Kontext zu sehen. Wie viele Neuansteckungen gibt es? Wie hoch ist die Auslastung unseres Gesundheitssystems und unserer Behörden? Wie effizient sind die bisher vorgenommenen Maßnahmen wie Kontaktverbote, Schulschließungen, etc.?
 
Ich bin zwar keine Fachfrau, möchte hier aber zumindest meine Meinung zu aktuellen Maßnahmen und Perspektiven darlegen. Aktuell sind die Ansteckungen (Dunkelziffer!) so hoch, bzw. wachsen noch so stark, dass ich es richtig und wichtig finde, dass wir Maßnahmen, wie Kontaktverbote haben. Nur so können wir erreichen, dass die Ansteckungsrate niedrig genug bleibt, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten (schätzungsweise 38-50% der Intensivbetten sind frei (vgl. Tagesschau.de, Stand: 02.04.)). Für mich wäre es der GAU, wenn wir eine Situation wie in Italien hätten, in der wir entscheiden müssten, wer lebt und wer stirbt. Dazu zählen dann nicht nur Corona-Infizierte, sondern eben auch Opfer aus Verkehrsunfällen, Menschen mit Herzinfarkt, alle, die auf eben diese Intensivbetten angewiesen wären. Zwar ist die Anzahl der Intensivbetten in Deutschland vergleichsweise hoch, jedoch kann sich die Situation auf Grund der exponentiellen Verbreitung des Virus rasch ändern und deswegen schließe ich auch Maßnahmen wie kurzzeitige Ausgangssperren nicht aus, um einen Kollaps zu vermeiden. Außerdem darf man nicht aus den Augen verlieren, dass wir uns erst am Anfang der COVID-19 Pandemie befinden, denn die WHO schätzt, dass ein Impfstoff erst in frühestens 18 Monaten eingesetzt werden kann (im Rahmen der Testphasen, noch nicht als zugelassener Impfstoff).
 
Da wir hier über einen sehr langen Zeitraum sprechen, halte ich es auch für sehr wichtig, Exit Strategien zu diskutieren. Niemand kann genau sagen, wie sich die Ausbreitung des Virus entwickelt, aber wir brauchen zumindest einen Plan, wie das weitere Vorgehen aussehen kann. Und dieser Plan muss nachvollziehbar für uns alle sein. Sowohl Bürger*innen, als auch Unternehmen brauchen Sicherheit, wie es für sie die nächsten Monate weiter geht. Denn so wie bisher kann es nicht langfristig weitergehen. Dabei sind bisher mehrere Exit Strategien im Gespräch. Die dauerhafte Isolation von Angehörigen sogenannter Risikogruppen halte ich für den Zeitraum, bis entweder eine Herdenimmunität entsteht oder ein Impfstoff zugelassen wird, für nicht durchsetzbar. Allein durch die Altersstruktur in Deutschland gehört schon jede*r fünfte zur Risikogruppe der über 65-jährigen. Hinzu kommen u.a. noch Asthmatiker*innen, Schwerbehinderte und Menschen mit Immunschwächen. Nicht jede*r kann einfach ins Homeoffice gehen. Forscher*innen des Imperial College London schlagen eine „Hammer and dance“-Strategie vor, bei der die Bevölkerung kontrolliert in Wellen infiziert werden soll. Dadurch können Kontaktverbote zwischendurch gelockert und Schulen geöffnet werden und es kehrt zumindest kurzzeitig einigermaßen Normalität ein. Trotzdem können gleichzeitig genug Menschen infiziert werden, um eine Immunität in der Bevölkerung zu erzeugen. Die Strategie setzt jedoch voraus, dass großflächig getestet wird und (potenziell) Infizierte effizient isoliert werden können

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